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IEA Gas Market Report Q1 2022 - China erstmals weltweit größter LNG-Importeur

Laut dem aktuellen Gasmarktbericht der Internationalen Energie-Agentur (IEA) konnte das Angebot auf den internationalen Märkten 2021 nicht Schritt halten mit der weltweit um 4,6 Prozent im Vergleich zu 2020 gestiegenen Erdgas-Nachfrage. Dies hat zu Knappheit ...

Laut dem aktuellen Gasmarktbericht der Internationalen Energie-Agentur (IEA) konnte das Angebot auf den internationalen Märkten 2021 nicht Schritt halten mit der weltweit um 4,6 Prozent im Vergleich zu 2020 gestiegenen Erdgas-Nachfrage. Dies hat zu Knappheit im Markt und zu extremen Preisausschlägen geführt. So endete das Jahr 2021 mit historischen Rekordpreisen auf den Gas-Spotmärkten in Europa und in Asien. Aufgrund der hohen Preise hatte sich der Nachfragezuwachs im zweiten Halbjahr 2021 auf rund 3 Prozent gegenüber noch 7 Prozent im 1. Halbjahr 2021 abgeschwächt.

Als Ursache für den Nachfrageanstieg werden die wirtschaftliche Erholung sowie fortgesetzte Wetterextreme genannt. Besonders stark ist die Gas-Nachfrage mit 17 Prozent im Vergleich zu 2020 in China gestiegen. Damit hat sich China erstmals zum weltweit größten LNG-Importeur entwickelt und Japan von Platz 1 verdrängt. In Europa hat die Gas-Nachfrage um 5,5 Prozent zugenommen.

Besonderheiten der Situation in Europa

Die Situation in Europa ist durch Einbußen bei der Gasförderung in Großbritannien und den Niederlanden sowie rückläufigen Pipeline-Gaslieferungen aus Russland gekennzeichnet. Einen Ausgleich schafften vermehrte LNG-Lieferungen vor allem aus den USA, die zu 40 Prozent zum Wachstum der LNG-Versorgung in Europa beigetragen haben. Damit haben sich die USA zum größten LNG-Versorger für Europa entwickelt.

Die Pipeline-Gaslieferungen aus Russland sanken im vierten Quartal 2021 infolge niedrigerer Transit-Flüsse via Belarus und Ukraine und verringerter Lieferungen in die Türkei um 25 Prozent. Bezogen auf das Gesamtjahr 2021 war dennoch ein Anstieg der Pipeline-Exporte Russlands zu verzeichnen, allerdings ausschließlich getrieben durch stark erhöhte Lieferungen in die Türkei, während sich die Lieferungen in die EU um 3 Prozent verminderten.

Als weiterer wichtiger Faktor für die Marktsituation der vergangenen Monate wird der Füllstand der Gasspeicher in Europa genannt. Am 1. Oktober 2021, also zu Beginn der Heizsaison, war bewegte sich der Speicherstand um 17 Prozent unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Ende Januar 2022 waren die Gasspeicher-Kapazitäten in Europa nur zu 38 Prozent gefüllt und lagen damit um fast 30 Prozent unter dem zu diesem Zeitpunkt ermittelten Durchschnitt der letzten fünf Jahre.

Auswirkungen auf den Stromsektor in Europa

Die hohen Gaspreise haben sich auch auf die Stromerzeugung in Nordwesteuropa ausgewirkt. Dort wurde Gas durch Kohle ersetzt. Die dadurch bedingte verstärkte Nachfrage nach CO2-Zertifikaten war ein zusätzlicher Treiber für die CO2-Notierungen, die historische Rekordstände erreichten. Die insgesamt deutlich gestiegenen Preise für Einsatzbrennstoffe zur Stromerzeugung und die verhaltene Stromproduktion französischer Kernkraftwerke aufgrund von Ausfällen hat auch die Großhandelspreise für Strom auf neue Rekordhöhen getrieben. In Südeuropa hatte der starke Rückgang der Stromerzeugung aus Wasserkraft  zu einer Erhöhung des Gaseinsatzes zur Stromerzeugung geführt.

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Artikel von Hans-Wilhelm Schiffer
Artikel von Hans-Wilhelm Schiffer