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TECHNOLOGIE & TRANSFORMATION VON FOSSILEN UND GRÜNEN ENERGIETRÄGERN TECHNOLOGY & TRANSFORMATION OF FOSSIL AND GREEN ENERGIES
TECHNOLOGIE & TRANSFORMATION VON FOSSILEN UND GRÜNEN ENERGIETRÄGERN TECHNOLOGY & TRANSFORMATION OF FOSSIL AND GREEN ENERGIES

Große Zustimmung bei der Energiemanager-Konferenz. Quelle: Sophie Kirchner

Versorgungssicherheit bezahlbar gestalten

Sichere Versorgung bei Dekarbonisierung und zu bezahlbaren Preisen sind das ehrgeizige Ziel in Deutschland. Wie das möglich wird, wurde bei der E&M-Energiemanager-Konferenz diskutiert.

Energiebranche und Industrie meistern Versorgungssicherheit und Energiewende gemeinsam, sagt Christian Seyfert. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) sieht dafür aber auch große Herausforderungen für seine Branche. So seien die industriellen Energieerzeuger extrem effizient in der Betriebsweise für ihren konkreten Zweck. Sollen sie aber künftig die Netze stabilisieren durch flexiblen Betrieb, sinke diese Effektivität. 

Das sei nicht nur bedauerlich, sondern könne zum Verlust von Privilegien und Förderungen führen. Daher müssten Gesetzgeber und Regulierer einen wirtschaftlichen Betrieb der Kraftwerke und die Versorgung der Industriebetriebe ermöglichen. Aktuell störe der Entwurf für die Netzentgelte (AgNeS) von Industrie und Gewerbe, den die Bundesnetzagentur diese Woche vorgelegt hatte, die Planungssicherheit der Unternehmen. Seyfert plädierte dafür, die Netzentgelte insgesamt abzustimmen und nicht in einzelne Sektoren aufzuspalten.

Der VIK-Mann befürchtet in den nächsten Jahren wegen der hohen Energiepreise eine weitere Abwanderung der Industrie. Noch sei die Versorgungssicherheit ein Pluspunkt für Deutschland, doch Seyfert fürchtet in naher Zukunft Brownouts: dass Industriebetriebe in ihrer Stromversorgung gedrosselt werden, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Dann sei auch dieser Vorteil Deutschlands dahin, mahnt er.

Moleküle bleiben Rückgrat der Versorgung

Trotz der Energiewende werde nicht alles mit Strom zu versorgen sein, sagte Thomas Hüwener, Chef des größten deutschen Ferngasnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE). „30 Prozent des deutschen Primärenergieverbrauchs stammen aus Erdgas“, sagte er. Hinzu komme Biogas und in der Zukunft Wasserstoff. In jedem Fall brauche es auch künftig Moleküle für eine sichere und nachhaltige Energieversorgung, so Hüwener.

„Die LNG-Terminals liefern momentan pro Stunde eine Million Kubikmeter Erdgas, ohne sie ginge es nicht“, sagte Hüwener an die Adresse von Kritikern der neu errichteten Importwege nach dem Wegfall der russischen Pipeline-Lieferungen.

Der OGE-Chef wünscht sich strengere Vorgaben des Gesetzgebers für die Befüllung der Gasspeicher. Zwar würden zum Beginn des Winters voraussichtlich 80 Prozent Füllstand erreicht, doch sei dies knapp für einen kalten Winter. Zudem seien die Flüssigerdgas-Lieferungen (LNG) per Schiff störanfällig durch Krisen und Kriege, wie die Schließung der Straße von Hormus bewiesen habe.

OGE: Risiken des H2-Netzes weiter senken

Wasserstoff könne künftig Erdgas teilweise ersetzen, dafür seien die Netzbetreiber dabei, lange Gasnetzabschnitte für das H2-Kernnetz umzurüsten (siehe auch separate Meldung zu Gasunie in Bremen). „2027 können wir das Ruhrgebiet mit Wasserstoff erreichen“, versprach Hüwener. Allerdings müsse der Regulierer den Unternehmen die Chance geben, genügend Fremdkapital für die anstehenden Investitionen einzuwerben. Das sei aktuell nicht möglich, klagte er. Das Modell des Amortisationskontos für das Wasserstoff-Kernnetz sei eine gute Lösung, aber das Risiko für die Unternehmen müsse noch gesenkt werden, forderte Hüwener.

Hinzu komme die neue Aufgabe, ein drittes Molekül zu transportieren. Das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) müsse abgeschieden und abtransportiert werden von den industriellen Prozessen, wo sich seine Bildung nicht vermeiden lasse. Auch dafür müsse der Rahmen gestaltet werden, was aktuell mit dem CO2-Speichergesetz in Arbeit ist.

Stadtwerke verlangen Kraftwerksausschreibungen

Kommunale Betreiber kritischer Infrastrukturen benötigen von der neuen Bundesregierung schnell Klarheit zu den neuen Gaskraftwerken, forderte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der kommunalen Unternehmen (VKU). Leider werde die lange angekündigte Ausschreibung nun wohl erst 2026 kommen. Ingbert Liebing begrüßte das Energiewende-Monitoring der Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU): „Wenn der Stromverbrauch langsamer steigt, weil wir nicht 15 Millionen Elektroautos und sechs Millionen Wärmepumpen 2030 haben, lohnt es, Investitionen anzupassen“, sagte er.

Auch nach dem Bericht von EWI und BET würde der Strombedarf in den nächsten fünf Jahren um etwa 20 Prozent steigen. Das schaffe genug Ausbaubedarf für Netze, Speicher und Digitalisierung der Unternehmen. Allerdings müsse der Gesetzgeber für einen Rahmen sorgen, der die Investitionen ermöglicht.

Die E&M-Energiemanager-Konferenz ist verknüpft mit der Verleihung eines Preises. „Energiemanagerin des Jahres“ wurde Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). 

Unternehmen
Artikel von Susanne Harmsen
Artikel von Susanne Harmsen