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TECHNOLOGIE & TRANSFORMATION VON FOSSILEN UND GRÜNEN ENERGIETRÄGERN TECHNOLOGY & TRANSFORMATION OF FOSSIL AND GREEN ENERGIES

Die gemeinsame Frühjahrstagung des DGMK-Fachbereichs Geo-Energiesysteme und Untertagetechnologien und der Österreichischen Gesellschaft für Energiewissenschaften in der Congress Union Celle; Foto: Peter Leuten

„Performing while Transforming“ 

Das eigene Know How nach außen tragen: Der Fachbereich GEO-Energiesysteme unter Untertagetechnologien der DGMK blickt auf seiner Frühjahrstagung in Celle selbstbewußt in die Zukunft.

Ausgebucht mit über 620 Teilnehmern! Das war die Erfolgsmeldung, mit der DGMK-Geschäftsführerin Dr. Gesa Netzeband die diesjährige gemeinsame Frühjahrstagung des DGMK-Fachbereichs Geo-Energiesysteme und Untertagetechnologien und der Österreichischen Gesellschaft für Energiewissenschaften in der Congress Union Celle eröffnete.
Im tiefen Untergrund, so die Eröffnung ihrer Begrüßung, seien nicht nur Speichermöglichkeiten gegeben, sondern auch Wärme und Rohstoffe wie Lithium zu finden und damit biete er ein enormes Potenzial für eine klimafreundliche Energiewirtschaft. „Wir sind Ingeneure, wir sind Naturwissenschaftler, wir sind die Experten in einer technischen Branche. Wir können Kilometer tief bohren, belastbare Reservoir-Vorhersagen erstellen, wir haben das Know How fürs Monitoring und wir stehen für hohe HSE-Standards“, stimmte sie die Teilnehmer auf zwei spannende Tage ein und gab sich überzeugt: In Celle trifft sich das KnowHow, dass die Energiewende umsetzt!
Anschließend würdigte Dr. Jürgen Rückheim, Leiter des Fachbereichs Geo-Energiesysteme und Untertagetechnologien, zahlreiche im zurückliegendem Jahr weiter vorangetriebene Gemeinschaftsforschungsprojekte und die vielversprechende Weiterentwicklung der Arbeitskreise wie etwa Geothermie, CCUS oder Energiespeicherung.
Immer größeren Anstrengungen bedürfe es, gab er sich nachdenklich, Forschungsprojekte an Land zu ziehen. Das sei bedingt nicht nur durch größere Zurückhaltung bei langjährigen Investoren und Sponsoren sondern auch durch einen größeren Wettbewerb um Fördergelder. Doch auch Unsicherheiten im Hinblick auf zukünftige regulatorische Vorgaben wie etwa dem CO2-Speichergesetz spielten hier hinein. Ein Problem sei aber auch Mangel an Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchsingenieuren.
Dass es auf viele Herausforderungen keine einfachen Antworten gibt führte Jens Müller-Belau, Geschäftsführer Energy Transition der Deutschen Shell Holding, anschaulich vor Augen. Das von ihm gebrauchte Bild eines Trilemmas, in dem sich sein Unternehmen widerfinde und das alle Beteiligten mit der Frage konfrontiere, wie dasjenige, was sich der Kunde leisten könne, mit dem, was für die Energiesicherheit wichtig sei und dem entsprechendem Klimaschutz auszubalancieren sei, arbeitete klar heraus, dass es in diesem Spannungsfeld immer eine gewisse Instabilität geben wird.
K. Büker, Chefchemiker bei Thyssen KruppIndustrial Solutions berichtete über die Anstrengungen seines Unternehmens, seinen enormen CO2-Ausstoß von 20 Millionen Tonnen, immerhin 3% der Deutschen Gesamt-Emissionen, zu senken. Dabei würde die Speicherung des Treibhausgases ebenso weiterhelfen wie die seine Rückführung in Produktionsprozesse der chemischen Industrie. Hinsichtlich des Einsatzes von Wasserstoff in der Stahlproduktion gab er zu bedenken, dass für eine vollständige H2-Lösung eine 2-Gigawatt-Elektrolyse-Anlage nötig wäre. Damit sich das auch wirtschaftlich rechne, müsste der Strom zudem nahezu kostenlos zur Verfügung stehen. 
A. Mette Cheese, Wintershall Dea Country Lead Carbon Management & Wasserstoff für Dänemark und Norwegen konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf die zahlreichen externen Faktoren und die fehlenden regulatorischen Rahmenbedingungen, die aktuell dafür sorgen, dass viele aktuelle Projekte nicht vorankommen. Letztere seien etwa nötig, um CO2-Emittenten mit den Speicherfeldern zu verbinden.
Ihre Aufstellung dreier ehemals mit großen Erwartungen projektierter Anlagen zur CO2-Speicherung, so in Greifswwald 2009 Greifswwald 2009 Greifswwald (2009), Longanet, Scotland (2011) Longanet, Scotland (2011) und Lake Charles, United States (2015), führte dies anschaulich vor Augen. 
Überschrieben mit dem Titel „Exploring the subsurface potential – make the energy transition happen” bot die Tagung anschließend ein großartiges Programm, das in 52 Vorträgen und 24 Postersessions mit vier Parallelsitzungen ein enormes Themenspektrum abdeckte. Es reichte von klassischen Technologien über Risikoeinschätzungen und Neunutzung von Infrastrukturen bis hin zur Bewertung und Realisierung von Geothermieprojekten und dem Bau und dem Betrieb von Energiespeichern. Breit gestreut über ihre vielfältigen Aspekte waren insbesondere auch die in den komenden Jahren sicherlich bestimmenden Themen Wasserstoff und CO2-Abscheidung und Speicherung zentraler oder zumindest randständiger Bestandteil zahlreicher Vorträge und Diskussionen.
So bildete dieses Programm nach übereinstimmender Meinung der meisten Besucher die vielfältige Forschungslandschaft des Fachbereichs und die zahlreichen Herausforderungen auf dem Weg zu einer erfolgreichen Umsetzung der Energiewende auf umfassende Weise ab. Es zeige sich, so der Tenor, wie seit Jahrzehnten aufgebaute Expertise zur Nutzung des geologischen Untergrunds und eine große Zahl aktueller Projekte gemeinschaftlicher Forschung einen Beitrag zur nachhaltigen heimischen Versorgungssicherheit leisten und so auch in den Dienst einer Verbesserung öffentlicher Akzeptanz gestellt werden können.
Von etlichen langjährigen Besuchern der Veranstaltung fast durch die Bank positiv wahrgenommen wurde zudem ein gemessen an den zurückliegenden Jahrestreffen deutlich höherer Anteil noch sehr junger Tagungsbesucher, der nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen war, dass die DGMK verstärkt auch Tickets an Studenten ausgegeben hatte um den wissenschaftlichen Nachwuchs in die eigenen Reihen zu integrieren. Trotz der räumlichen Enge einiger Vorträge bedingt durch den Wegfall des in diesem Jahr wegen baulicher Arbeiten nicht nutzbaren Europa Saals bot die Congress Union in Celle erneut den idealen Rahmen für die Veranstaltung.
Höhepunkt des Jahrestreffens war einmal mehr die Abendveranstaltung, die mit einem Grußwort von Reinhard Oswald, dem Vorsitzenden der ÖGEW und dem diesmaligen Festvortrag von Alexander Godow, Vorstand Produktion der Nordzucker AG eröffnet wurde.
Inhaltlich drehte sich der höchst interessante Vortrag neben einer kurzen Vorstellung des Unternehmens vor allem um die vielfältigen Nordzucker-Aktivitäten auf dem Weg zur Klimaneutralität. Beschritten werden soll die Wegstrecke in zwei Etappen, von denen man die erste (50% Reduktion der CO2-Emissionen von 2017) bis 2030 sowie anschließend die vollständige Rückführung der CO2-Emission bis 2050 erreichen will. Dazu nähmen die rund 10.000 Landwirte als Anteilseigner der Aktiengesellschaft in den nächsten 10 Jahren eine Mrd. Euro zusätzlich zu den ohnehin notwendigen Investitionen in die Hand.
Zentraler Hebel der Transformation soll die geplante Umstellung der in erster Linie Hochdruckdampf-basierten Produktion auf Biomethan sein, das künftig durch Fermentieren der als Abfallrodukt zurückbleibenden ausgekochten Rübenschnitzel gewonnen werden soll. Zudem will man durch Mehrfachnutzung des einmal erzeugten Dampfes mittels Brüdenkompression bislang unumgängliche Energieverluste vermeiden sowie schlicht auch bis zu 25% Energie einsparen
Mit dem Hinweis auf das nunmehr 90-jährige Bestehen der DGMK gab schließlich Geschäftsführerin Netzeband das abendliche Buffet frei.

Tiefengeothermie
Artikel Redaktion EEK
Artikel Redaktion EEK