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TECHNOLOGIE & TRANSFORMATION VON FOSSILEN UND GRÜNEN ENERGIETRÄGERN TECHNOLOGY & TRANSFORMATION OF FOSSIL AND GREEN ENERGIES
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Bengt Bergt spricht in Essen für Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft. Quelle: Volker Stephan

Grüne Gase für die Zukunft

Mit einem flammenden Appell für die pragmatische Transformation zu grünen Gasen hat die DGMK-Konferenz "Hydrogen and Syngas – Platform for a sustainable future" in Essen eröffnet.

Mit einem flammenden Appell für die pragmatische Transformation zu grünen Gasen hat die DGMK-Konferenz "Hydrogen and Syngas – Platform for a sustainable future" in Essen eröffnet.

Die DGMK-Fachbereiche Petrochemie und Konversion von Kohlenstoffträgern versammeln am 28. und 29. Oktober in Essen Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und Wissenschaft, um Entwicklungen in den Bereichen Wasserstoff und Syngasen zu diskutieren. Zur Begrüßung stimmten Gesa Netzeband, DGMK-Geschäftsführerin, und Dieter Vogt, Leiter des DGMK-Fachbereichs Petrochemie, die rund 100 Teilnehmenden auf das Programm der DGMK-Konferenz "Hydrogen and Syngas − Platform for a sustainable future" und die Herausforderungen beim H2-Hochlauf ein.

Für eine pragmatische und sukzessive Dekarbonisierung des Gassektors sprach sich dann Bengt Bergt aus. Der Leiter des Bereichs Public Affairs beim Lobbyverband "Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft" (früher: Zukunft Gas) hielt den Eröffnungsvortrag der Veranstaltung. Bergt, Ex-Bundestagsabgeordneter der SPD, verantwortet seit Juni 2025 die politische Kommunikation des Verbandes. Er plädierte für einen realistischen Weg bei der Dekarbonisierung von Erdgas und stellte sich gegen eine strikte Farbenlehre bei klimafreundlicheren Gasen, also etwa gegen die Festlegung auf grünen Wasserstoff während des Hochlaufs.

Bedarf an Elektronen und Molekülen

Es gehe auf dem Weg zur fossilfreien Zukunft um ein wirksames Einsparen von CO2, aber auch um Versorgungssicherheit und ökonomische Effizienz. Erdgas habe im Jahr 2024 immer noch 26 Prozent des Primärenergieverbrauchs in Deutschland ausgemacht.

Wenn die Umstellung auf Ersatz wie Biomasse, Biogas oder Wasserstoff in der aktuellen Geschwindigkeit erfolgt, sei Deutschlands Klimaneutralität erst 2080 zu erreichen – und nicht schon 2045, wie von der Politik vorgegeben. Für den H2-Hochlauf sieht er derzeit jedoch nicht schwarz: Die Industrie habe Projekte nicht aufgegeben, sondern nur vertagt.

Industrie und private Haushalte seien weiter auf Gase angewiesen, an einen Ersatz durch Erneuerbare sei angesichts des Gasverbrauchs in Deutschland über alle Sektoren − 835 Milliarden kWh im Jahr 2024 laut BDEW − noch lange nicht zu denken. Die Bundesregierung müsse entsprechend lernen, dass "wir beides brauchen, Elektronen und Moleküle", sagte Bergt. Um den Gassektor zu dekarbonisieren, erneuerte er den Vorschlag einer Grüngasquote, die sein Verband im März vorgelegt hatte und die nicht mit den europäischen Emissionshandelsvorgaben (ETS) in Konflikt geraten dürfe.

Zum Konzept der Grüngasquote gehört, dass sie marktorientiert, ohne Subventionen und auch über Strafzahlungen funktioniert. Die Gaslobby drängt darauf, die Vorgaben so flexibel zu halten, dass die Branche Quoten ins Folgejahr übertragen darf. Dies alles könne helfen, sagte Bergt, der Industrie die vorhandene Unsicherheit zu nehmen und Mittel für Investitionen freizumachen.

Ohne LNG-Importe geht es nicht

Nach der Abkehr vom russischen Erdgas bezieht Deutschland laut Bergt sein Gas zu gut 40 Prozent aus Norwegen und zu weiteren gut 30 Prozent aus den Benelux-Staaten. Die Leitung aus Norwegen sei sicherheitstechnisch betrachtet eine Schwachstelle. Daher seien LNG-Importe über die errichteten Terminals weiter erforderlich.

Zudem brachte Bergt Biomethan-Lieferungen aus der Ukraine ins Spiel. Bis 2030 sei ein jährliches Potenzial von 11 Milliarden kWh möglich, der Transport könne netzgebunden erfolgen. Gleichwohl sei es aktuell regulatorisch noch schwierig, den Einkauf des grünen Gases zu realisieren. Wünschenswert sei er allein schon deshalb, weil er der unter Russlands Angriffskrieg leidenden Ukraine zusätzliche Einnahmen sichere.

Schließlich betonte Bergt noch die Systemrelevanz von Gasspeichern. Batteriespeicher zur Sicherung elektrischer Energie seien wichtig und auszubauen. Bis 2030 aber würden die Stromspeicher lediglich rund 30 Millionen kWh verfügbar halten können. Dagegen verfügten Gasspeicher mit einem Umfang von 256 Milliarden kWh im Jahr 2030 über ein Vielfaches der Kapazität. Dies zeige, welche Flexibilität in Gasspeichern und den angeschlossenen Netzen liegt.

Erdgas
Artikel von Volker Stephan
Artikel von Volker Stephan