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TECHNOLOGIE & TRANSFORMATION VON FOSSILEN UND GRÜNEN ENERGIETRÄGERN TECHNOLOGY & TRANSFORMATION OF FOSSIL AND GREEN ENERGIES

Die Zentrale des polnischen Gaskonzerns PGNiG in Warschau. Bild: PGNiG

Nach russischer Lieferstopp-Ankündigung: Gasflüsse über Jamal-Leitung nach Polen unklar

Kurz nach der Ankündigung Moskaus, Polen im Zuge des Rubel-Streits den Gashahn abzudrehen, besteht Unklarheit über die tatsächlich in das Land gelangenden Gasflüsse. Laut Medienberichten lagen die Lieferungen am frühen Mittwochmorgen bei Null, später hieß es, es habe sich nur um eine Unterbrechung gehandelt. Das polnische Gasunternehmen PGNiG hatte am 26. April 2022 ein Schreiben von Gazprom erhalten, in dem die vollständige Aussetzung der Lieferungen im Rahmen des Jamal-Vertrags angekündigt worden war. Die polnische Seite betonte, derzeit könnten aber alle Kunden wie gewünscht beliefert werden. Das nationale Fernleitungsnetz werde "laufend über andere Einspeisungen in das Gasnetz versorgt", Gasspeicher würden angezapft.

Die polnisch PGNiG versicherte, die Diversifizierung der Gaslieferquellen sei so weit fortgeschritten, dass Gas etwa über Verbundnetze an der West- und Südgrenze und das LNG-Terminal in Swinemünde bezogen werden bzw. durch inländische Gasproduktion gedeckt werden könne. Derzeit seien die Speicher in Polen zu 80 Prozent gefüllt. Auch in Deutschland ist laut einem Lagebericht Gas der Bundesnetzagentur bereits seit dem 7. April kein Gas über die Jamal-Leitung durch Polen angekommen. Nordstream 1 und Waidhaus (Österreich) werden aber konstant befüllt.

Auch das bislang stark von russischen Gasmengen abhängige Bulgarien soll nach Medienberichten laut Gazprom keine Lieferungen mehr erhalten. Im Land wird seit einiger Zeit an einer Pipelineverbindung nach Griechenland gearbeitet.

Hintergrund der russischen Lieferstopps ist die Forderung Moskaus, die Erdgaslieferungen nach Europa in Rubel statt wie meist vorgesehen in Euro bzw. Dollar zu begleichen. Eigentlich gilt die Regelung bereits seit dem 1. April, allerdings wird nun, zum Ende des Monats, die erste Rechnung fällig. Laut Medienberichten habe Bulgarien nicht nach der neuen von Moskau geforderten Weise gezahlt, die ein Konstrukt vorsieht, bei dem über zwei gesonderte Konten und einem Umtauschmechanismus formell weiter in Euro bzw. Dollar gezahlt werden könne. Auch Polen hatte wiederholt zurückgewiesen, das Gazprom-Gas in Rubel zu bezahlen und pochte gegenüber Russland auf Einhaltung der Verträge.

Mehr zur weiteren Entwicklung und insbesondere zu den möglichen Auswirkungen der russischen Lieferpraxis auf Deutschland folgt in Kürze. 

Zu den preislichen Auswirkungen der angekündigten Lieferstopps auf die Energiemärkte siehe: EID Energiepreis-Briefing vom 27. April 2022

Erdgas
Artikel Redaktion EEK
Artikel Redaktion EEK