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Bild: Pixabay

Faktisches Verbrennerverbot: Kraftstoffbranche hofft auf Korrektur durch EU-Ministerrat

Der Beschluss des EU-Parlaments für ein faktisches Neuzulassungsverbot für neue Verbrenner-Fahrzeuge ab 2035 stößt auf breite Ablehnung sowohl in der Autobauer- als auch Kraftstoffbranche. Neben Kritik etwa vom europäischen Automobil-Herstellerverband ACEA, der eine solch langfristige Regulierung angesichts zahlreicher kaum absehbarer und kaum beeinflussbarer Faktoren, wie man betont, für verfrüht hält, sehen insbesondere Verfechter synthetischer Kraftstoffe diese durch den Plenums-Beschluss neben der Elektromobilität völlig an den Rand gedrängt. "Vor allem die Entscheidung, CO2-neutrale E-Fuels nicht im Rahmen der CO2-Flottenregulierung anzurechnen, ist sachlich nicht begründbar", heißt es etwa vom Uniti Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen. 

„Das EU-Parlament verhindert mit seinem Votum gegen E-Fuels, dass der Bestand von rund 48 Millionen Verbrenner-Pkw allein in Deutschland in die Bemühungen zum Erreichen der CO2-Neutralität einbezogen werden kann", kritisierte Uniti-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn, der betont, "für ein generelles Verbrennerverbot gäbe es mit dem Einsatz von E-Fuels keine sachlich begründbare, klimapolitische Grundlage mehr". Er gibt zu bedenken, dass, wenn die Politik einseitig auf die Elektromobilität setze, "der Verkehrssektor zukünftig stark etwa mit der Industrie und den privaten Haushalten um den nur unzureichend verfügbaren Grünstrom in Deutschland konkurrieren" werde, "was die Preise dafür in die Höhe treiben wird", so Kühn. Autofahren würden sich "mittel- und langfristig nur noch Spitzenverdiener leisten können, die sich teure E-Autos anschaffen können und die Möglichkeit haben, zu Hause über die eigene PV-Anlage zu laden".

Sorge bereitet dem Uniti-Hauptgeschäftsführer angesichts der Entscheidung zudem die Zukunft des hiesigen Wirtschaftsstandort. „E-Autos und deren Batterien sind nicht die Kernkompetenz unserer heimischen Unternehmen, in diesem Feld haben andere Akteure auf der Welt die Nase vorn", so Kühn. Zudem bestehe die Gefahr neuer Abhängigkeiten bei alleinigem Fokus auf die E-Mobilität. „Wir begeben uns bei den dafür benötigten Rohstoffen vor allem in die Abhängigkeit von China", das kaum die benötigten seltenen Erden exportieren werde, "wenn diese vergleichsweise technisch simplen Produkte auch dort gefertigt werden können - und das auch noch kostengünstiger".

Hoffnung setzt Kühn noch in den EU-Ministerrat, der sich in Kürze mit dem „Fit for 55“-Paket befasst. Vor allem in Süd- und Osteuropa werde E-Mobilität "allein schon aus Kostengründen" weiterhin keine Rolle spielen, ist Kühn überzeugt. "Ich hoffe, vor allem die Vertreter dieser EU-Mitgliedsstaaten unterstützen eine Korrektur der Entscheidungen des EU-Parlaments."

Das Europäische Parlament hatte am Mittwoch mehrheitlich für die überarbeiteten CO2-Emissionsnormen für neue Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, die Teil des Pakets „Fit für 55 in 2030" der EU-Kommission sind, votiert. In den Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten im nächsten Schritt unterstützen damit die Abgeordneten den Vorschlag der EU-Kommission, bis zum Jahr 2035 eine "emissionsfreie Mobilität im Straßenverkehr" bzw. einen EU-weiten Flottenzielwert zur Verringerung der von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen verursachten Emissionen "um 100 Prozent im Vergleich zu 2021" zu erreichen. Die Zwischenziele für 2030 liegen bei 55 Prozent für Pkw und 50 Prozent für Lieferwagen.

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Artikel von Dominik Heuel
Artikel von Dominik Heuel